Eine Alltagsbeobachtung
Entschuldigung!
Es ist ungefähr 22.30 Uhr. Ich stehe in Köln am Hansaring mit einer Tüte Chips in der Hand, die ich mir gerade am Automaten gezogen habe und die ich kaum angebrochen habe, als die Bahn kommt. Die Tüte wandert in meinen Rucksack und meine Augen wandern über die vorbeifahrenden Wagons. Die Bahn hält, und ich steige in den letzten Wagon ein. Dieser ist ziemlich leer. Ich nehme auf einem Sitz in einer Klappstuhlreihe entlang des Fensters Platz. Es sind Sitze, die man bei Bedarf herunterklappen kann und die sich von alleine wieder hochklappen.
Selbstverliebt betrachte ich mein Spiegelbild im Fenster gegenüber. Dort sitzt niemand. Ich packe meine Chips wieder aus und beginne aufs neue mehrere Chips auf einmal genüsslich in meinem Mund verschwinden zu lassen.
Der Wagen ist ziemlich schmutzig, fällt mir auf. Vor mir liegt eine kleine Pappschale mit einigen übriggebliebenen Pommes frites an denen noch Currysoße klebt. Überall liegen zusammengeknülltes Papier, entwertete Fahrkarten und leere bunte Tüten, in denen noch vor wenigen Minuten begehrte Süßigkeiten steckten. Mein Ambiente stört mich eigentlich wenig – ich bin mit meinen Chips beschäftigt.
Auf der anderen Seite ist ebenfalls eine Reihe mit Klappsitzen. Alle Sitze sind hochgeklappt und rechts am Ende der Klappsitzreihe sind Sitzbänke, die jeweils gegenüber von einander angebracht sind und auf denen vier Leute Platz haben. Auf der ersten Bank am Fenster ein Stückchen weiter den Gang hinunter sitzt ein junger Mann in einem grünen Parka. Ich kann nur seinen Kopf und einen Teil seines Oberkörpers sehen. Er ist blond - vielleicht 25. Er trinkt Bier.
„Ein Bier wäre vielleicht jetzt auch nicht schlecht“, denke ich, aber ich gehöre nicht zu den Damen, die abends in der S-Bahn Bier trinken.
Mir fällt auf, dass der junge Mann eine Plastiktüte bei sich hat, in der sich noch weitere Bierflaschen befinden und einen Rucksack. Der scheint leer zu sein. Der junge Mann gibt merkwürdige Geräusche von sich – eine Art leises Stöhnen.
Es sind nicht besonders viele Fahrgäste in diesem Wagon. Ich beobachte ihn.
In regelmäßigen Abständen legt er den Kopf in den Nacken, führt die Bierflasche zu seinem Mund und trinkt. Dann legt er eine kleine Pause ein und stöhnt. Jedes Mal ein bisschen lauter. Immer wieder trinkt er und stöhnt. Minutenlang – fast wie ein Ritual. Plötzlich sehe ich, wie er sich nach vorne lehnt, seinen Rucksack nimmt, die obere Schlaufe löst und ihn so weit wie möglich öffnet. Mit beiden Händen umklammert er den oberen Rand des Rucksacks. Seine Hände hält er wie zu Fäusten geballt. Den Rucksack so haltend beugt er sich nach vorn über und erbricht.
Außer ihm und mir ist noch eine Frau in diesem Abschnitt des Wagens. Sie sitzt auf der anderen Seite des Ganges. Es riecht nach Erbrochenem.
Angeekelt erhebe ich mich von meinem Sitz und steuere eine Bank in der Mitte des inzwischen fast leeren Wagons an.
Jäh hat er meine Feierabend-Kartoffelchips-Idylle gestört. Das ist zu viel für mich.
„Entschuldigung,“ sagt er, als ich an ihm vorbei gehe. „Entschuldigung.“
Ich habe eine Bank in sicherer Entfernung gefunden und setze mich auf den Fensterplatz. Meine Chips habe ich immer noch nicht aufgegessen und so hole ich erneut die Tüte aus meiner Tasche.
Es ist dunkel und ich schaue aus dem Fenster. Außer wenigen kleinen Lichtern die an mir vorbeikriechen, kann ich nichts erkennen.
Ich greife in meine Tüte und höre wie er hinten im Wagon stöhnt. Er stöhnt, dann würgt er und dann Husten. Dann macht er wieder seinen Rucksack auf. Danach ein kleine Pause. Dann wieder Stöhnen - Würgen und Husten und eine kleine Pause. Von Haltestelle zu Haltestelle.
Ich will nicht sehen, was er macht. Sein Würgen und sein Husten werden immer lauter – klingen jedes Mal schlimmer. Sein Husten röhrt durch den Wagon. Ich drehe mich um und sehe, wie er seine Jacke auszieht. Er hat nur noch ein T-Shirt an. Sein Husten klingt mittlerweile so, als wolle er seine ganze Lunge mit aushusten.
Eine Haltestelle weiter. Der Zug hält. Der junge Mann steht auf. Er bemüht sich die Balance zu halten und schafft es zum Ausstieg und auf den Bahnsteig. Ich sehe noch, wie er langsam schwankend den Bahnsteig entlang geht und seinen Rucksack in einen metallfarbenen Mülleimer steckt. Er hat nur ein T-Shirt an, seine Jacke hat er unter seinen Arm geklemmt. Ich höre ihn ein letztes Mal husten. Meine Bahn fährt weiter und er verschwindet in der Dunkelheit.
Es ist ungefähr 22.30 Uhr. Ich stehe in Köln am Hansaring mit einer Tüte Chips in der Hand, die ich mir gerade am Automaten gezogen habe und die ich kaum angebrochen habe, als die Bahn kommt. Die Tüte wandert in meinen Rucksack und meine Augen wandern über die vorbeifahrenden Wagons. Die Bahn hält, und ich steige in den letzten Wagon ein. Dieser ist ziemlich leer. Ich nehme auf einem Sitz in einer Klappstuhlreihe entlang des Fensters Platz. Es sind Sitze, die man bei Bedarf herunterklappen kann und die sich von alleine wieder hochklappen.
Selbstverliebt betrachte ich mein Spiegelbild im Fenster gegenüber. Dort sitzt niemand. Ich packe meine Chips wieder aus und beginne aufs neue mehrere Chips auf einmal genüsslich in meinem Mund verschwinden zu lassen.
Der Wagen ist ziemlich schmutzig, fällt mir auf. Vor mir liegt eine kleine Pappschale mit einigen übriggebliebenen Pommes frites an denen noch Currysoße klebt. Überall liegen zusammengeknülltes Papier, entwertete Fahrkarten und leere bunte Tüten, in denen noch vor wenigen Minuten begehrte Süßigkeiten steckten. Mein Ambiente stört mich eigentlich wenig – ich bin mit meinen Chips beschäftigt.
Auf der anderen Seite ist ebenfalls eine Reihe mit Klappsitzen. Alle Sitze sind hochgeklappt und rechts am Ende der Klappsitzreihe sind Sitzbänke, die jeweils gegenüber von einander angebracht sind und auf denen vier Leute Platz haben. Auf der ersten Bank am Fenster ein Stückchen weiter den Gang hinunter sitzt ein junger Mann in einem grünen Parka. Ich kann nur seinen Kopf und einen Teil seines Oberkörpers sehen. Er ist blond - vielleicht 25. Er trinkt Bier.
„Ein Bier wäre vielleicht jetzt auch nicht schlecht“, denke ich, aber ich gehöre nicht zu den Damen, die abends in der S-Bahn Bier trinken.
Mir fällt auf, dass der junge Mann eine Plastiktüte bei sich hat, in der sich noch weitere Bierflaschen befinden und einen Rucksack. Der scheint leer zu sein. Der junge Mann gibt merkwürdige Geräusche von sich – eine Art leises Stöhnen.
Es sind nicht besonders viele Fahrgäste in diesem Wagon. Ich beobachte ihn.
In regelmäßigen Abständen legt er den Kopf in den Nacken, führt die Bierflasche zu seinem Mund und trinkt. Dann legt er eine kleine Pause ein und stöhnt. Jedes Mal ein bisschen lauter. Immer wieder trinkt er und stöhnt. Minutenlang – fast wie ein Ritual. Plötzlich sehe ich, wie er sich nach vorne lehnt, seinen Rucksack nimmt, die obere Schlaufe löst und ihn so weit wie möglich öffnet. Mit beiden Händen umklammert er den oberen Rand des Rucksacks. Seine Hände hält er wie zu Fäusten geballt. Den Rucksack so haltend beugt er sich nach vorn über und erbricht.
Außer ihm und mir ist noch eine Frau in diesem Abschnitt des Wagens. Sie sitzt auf der anderen Seite des Ganges. Es riecht nach Erbrochenem.
Angeekelt erhebe ich mich von meinem Sitz und steuere eine Bank in der Mitte des inzwischen fast leeren Wagons an.
Jäh hat er meine Feierabend-Kartoffelchips-Idylle gestört. Das ist zu viel für mich.
„Entschuldigung,“ sagt er, als ich an ihm vorbei gehe. „Entschuldigung.“
Ich habe eine Bank in sicherer Entfernung gefunden und setze mich auf den Fensterplatz. Meine Chips habe ich immer noch nicht aufgegessen und so hole ich erneut die Tüte aus meiner Tasche.
Es ist dunkel und ich schaue aus dem Fenster. Außer wenigen kleinen Lichtern die an mir vorbeikriechen, kann ich nichts erkennen.
Ich greife in meine Tüte und höre wie er hinten im Wagon stöhnt. Er stöhnt, dann würgt er und dann Husten. Dann macht er wieder seinen Rucksack auf. Danach ein kleine Pause. Dann wieder Stöhnen - Würgen und Husten und eine kleine Pause. Von Haltestelle zu Haltestelle.
Ich will nicht sehen, was er macht. Sein Würgen und sein Husten werden immer lauter – klingen jedes Mal schlimmer. Sein Husten röhrt durch den Wagon. Ich drehe mich um und sehe, wie er seine Jacke auszieht. Er hat nur noch ein T-Shirt an. Sein Husten klingt mittlerweile so, als wolle er seine ganze Lunge mit aushusten.
Eine Haltestelle weiter. Der Zug hält. Der junge Mann steht auf. Er bemüht sich die Balance zu halten und schafft es zum Ausstieg und auf den Bahnsteig. Ich sehe noch, wie er langsam schwankend den Bahnsteig entlang geht und seinen Rucksack in einen metallfarbenen Mülleimer steckt. Er hat nur ein T-Shirt an, seine Jacke hat er unter seinen Arm geklemmt. Ich höre ihn ein letztes Mal husten. Meine Bahn fährt weiter und er verschwindet in der Dunkelheit.
sebastian4711 - 19. Okt, 14:38
Schaeferklaus - 20. Okt, 17:51
Mein Senf dazu...
na da musst du ja echt Hunger gehabt haben wenn du danach noch weiter ranziges Fett auf dunnen Kartoffelresten verdrücken konntest! Würde mich mal interessieren in welchje Richtung du gefahren bist (und welche Line) kannz so schlimm habe ich es mit dem KVB noch nicht selber erlebt aber ich kann es mir gut vorstellen!
Nur so nebenbei ICH war es nicht, habe eben noch nachgeschaut meine Rucksäcke sind noch alle da *lach*
- Der Fischkopp -
Nur so nebenbei ICH war es nicht, habe eben noch nachgeschaut meine Rucksäcke sind noch alle da *lach*
- Der Fischkopp -
Constantin - 14. Nov, 20:26
Habe sehr gelacht!!
Fand Deinen Bericht sehr lustig geschrieben... obwohl auch irgendwie echt eklig!! Würde mich freuen noch mehr lustige Stories von Dir zu lesen!!
Wenn es eine wahre Geschichte ist, finde ich es sehr löblich,
dass er in seinen Rucksack kotzte.
D.B.